Im Rahmen meines Website-Projekts setze ich mich intensiv mit der Medientheorie von Marshall McLuhan auseinander, die in seinem Buch The Medium is the Massage erläutert wird. McLuhan vertritt die Auffassung, dass nicht die Inhalte eines Mediums entscheidend sind, sondern vielmehr die Art und Weise, wie das Medium unsere Wahrnehmung und unser Verhalten beeinflusst – das Medium prägt die Art, in der wir die Welt erleben.
Der ursprüngliche Titel des Buches lautete The Medium is the Message, doch während des Druckprozesses schlich sich ein Tippfehler ein, sodass aus dem „e“ in Message ein „a“ wurde. Als McLuhan den Fehler entdeckte, kommentierte er: „Leave it alone! I’ts great, and right on target!“ Mit der veränderten Schreibweise des Begriffs entstanden vier verschiedene Lesarten: Message & Mess Age sowie Massage & Mass Age. Diese Begriffe lassen sich hervorragend mit den zentralen Aspekten von McLuhans Theorie in Verbindung bringen.
Message: Wie bereits erwähnt, trägt das Medium selbst eine Botschaft, unabhängig seines Inhaltes, die es übermittelt – der Inhalt trägt nicht dieselbe Wichtigkeit wie das Medium selbst.
Mess Age: Das von McLuhan beschriebene moderne Medienzeitalter ist von einer Informationsflut geprägt. Durch die mediale Omnipräsenz und die ständige Vernetzung entsteht Chaos, in dem sich die Gesellschaft neu organisieren muss.
Massage: Die Medien stimulieren unsere Sinne und formen somit die Wahrnehmung unseres Umfelds. Jedes (neue) Medium verändert das menschliche Erleben, indem es unsere kognitiven und sensorischen Fähigkeiten umformt.
Mass Age: McLuhan erkannte bereits 1967, dass die Medienrevolution eine neue Form der Massengesellschaft hervorbringt. Elektronische Medien verbinden uns Menschen weltweit zu einem „globalen Dorf“, das alte Hierarchien und Strukturen auflöst und neue Organisationsformen erfordert. Informationen werden verbreitet und haben das Potenzial, die „Masse“ zu beeinflussen.
Das Konzept des „globalen Dorfs“ bildet einen zentralen Bestandteil von McLuhans Medientheorie. Durch elektronische Medien wird die Welt zu einem vernetzten Kommunikationsraum, in dem Informationen simultan und in Echtzeit übertragen werden. In der heutigen digitalen Ära zeigt sich dieses „globale Dorf“ besonders deutlich: Menschen sitzen zwar allein vor ihren Bildschirmen, sind jedoch dennoch Teil eines weltweiten Kollektivs.
Ziel meiner Website ist es, die zentralen Aussagen von McLuhans Medientheorie erfahrbar zu machen. Textauszüge aus The Medium is the Massage bilden dabei den Ausgangspunkt der Gestaltung, sind aber nebensächlich in Bezug auf die Bedeutung der Website, die adaptierbar und interaktiv ist. Durch die Interaktivität wird dem Nutzer deutlich gemacht, dass er aktiv mit dem Medium in Beziehung tritt, während der Inhalt zunächst in den Hintergrund tritt. Nutzer können verschiedene Elemente der Website, wie Texte, Hintergrundmuster und Farben, individuell anpassen und somit direkt in den Gestaltungsprozess eingreifen. Dadurch entsteht ein dynamisches Erlebnis, in dem das Medium sich durch Interaktion ständig verändert und neu definiert. Das Medium wird nicht nur als Werkzeug genutzt, sondern es fördert auch eine aktive Wahrnehmung und Gestaltung der eigenen Umgebung. Diese interaktive Gestaltung lädt dazu ein, selbst als Mitgestalter aktiv zu werden.
Die Auseinandersetzung mit der Umweltgestaltung wird durch eine weitere Funktion der Website ergänzt: Die Möglichkeit, die digitale Gestaltung mit Hilfe einer Web-to-Print-Funktion in ein physisches Medium zu übersetzen – die interaktive Gestaltung kann als Plakat ausgedruckt werden. Eine Print-Preview bietet dabei die Möglichkeit, letzte Anpassungen vorzunehmen, bevor das Design in die physische Form übertragen wird. Dieser Übergang von der digitalen zur physischen Welt beleuchtet die Verschiebung der Wahrnehmung des Mediums: Während die digitale Version durch ihre interaktive Veränderbarkeit eine dynamische, fließende Erfahrung vermittelt, führt der Druck des Plakats zu einer festen, unveränderlichen Form. Der Nutzer kann so seine individuelle digitale Gestaltung in ein physisches Medium übersetzen und reflektieren, wie die Interaktivität des digitalen Raums in der statischen Printform erhalten bleibt oder sich verändert. Dieser Übergang regt zur Auseinandersetzung mit der Natur und dem Wesen von Medien an – das zentrale Thema in McLuhans Theorie.
Das Hauptziel der Website besteht also darin, die Theorie McLuhans für die Nutzer greifbar und erlebbar zu machen, indem sie in ein experimentelles Erlebnis übersetzt wird, das Interaktivität und medientheoretische Reflexion miteinander verbindet.
Konzeption & Gestaltung: Carla Moje
Textauszüge: Marshall McLuhan & Quentin Fiore (1967): The Medium is the Message: An Inventory of Effects
Betreuung: Prof. Heike Grebin & Amyra Radwan
Kurs: From Grid to Groove. Woodstock — eine unkonventionelle Wiederentdeckung
HAW Hamburg, Department Design, 2025
Web to Print folgt...