Der Schwurbelkasten
Das Internet ermöglicht einen schnellen, einfachen und scheinbar
grenzenlosen Austausch von Informationen. Die Einfachheit der
Verbreitung von Informationen birgt viel positives Potential,
erleichtert jedoch auch die Verbreitung von Falschinformationen und
Verschwörungstheorien. War vor der Zeit des Internets noch
Mund-zu-Mund-Propaganda die gängigste Methode, Theorien zu verbreiten,
können verschwörungstheoretische Inhalte heute mit nur einem Klick mit
tausenden Menschen geteilt werden. Algorithmen, die besonders beliebte
Inhalte immer mehr verbreiten und UserInnen immer extremere Inhalte
vorschlagen, sind ein weiterer Treiber in dessen Verbreitung.
Der große Anklang von Verschwörungstheorien beruht oft auf komplexen
Sorgen, Ängsten und Fragen, auf die Verschwörungserzählungen scheinbar
simple Antworten liefern. Ihre Anhänger*innen ignorieren oder leugnen
wissenschaftliche Beweise, erschaffen sich ihre eigenen Realitäten und
damit auch ihren eigenen „Planeten Erde“ – fernab von Fakten.
Um sich in die Welt und in die Absurditäten der im Internet
kursierenden Verschwörungstheorien hineinzudenken, habe ich ein
digitales Baukastensystem, den Schwurbelkasten, entwickelt, welcher es
den Nutzer*innen erlaubt, sich ebenfalls ihre eigenen Welten zu
erschaffen. Der Baukasten enthält verschiedenste, in ihrer Größe und
Anzahl variierbare „Bauteile“, die in Verschwörungserzählungen häufig
eine Rolle spielen. Die NutzerInnen können somit verschiedene
Verschwörungsideologien spielerisch miteinander kombinieren und damit
ihre eigenen Geschichten erzählen. Zudem läuft im Schwurbelkasten ein
News-Ticker, der kontinuierlich Verschwörungserzählungen aus den
Sozialen Medien wiedergibt.
Ziel des Projekts ist es, die Absurdität sowie die Willkürlichkeit von
Verschwörungs-Konstrukten sichtbar zu machen. Auch kann der
Schwurbelkasten möglicherweise einen Impuls dazu geben, darüber
nachzudenken, wie stark das Internet reguliert werden kann und werden
sollte und wie Algorithmen unsere Wahrnehmung beeinflussen können.
Leonie Wiebe
From Groove to Grid.
bei Prof. Heike Grebin und Amyra Radwan
Wintersemester 2024/2025
HAW Hamburg